Während viele Kulturen den Regen beklagen, haben die Deutschen eine besondere Beziehung zum oft grauen und nassen Herbst. Weit davon entfernt, eine Quelle der Verzweiflung zu sein, ist der Herbstregen oft eine willkommene Einladung, einen der wichtigsten Aspekte der deutschen Kultur zu praktizieren: die Gemütlichkeit.
Die Deutschen haben einen Begriff für dieses spezielle Wetter: "Schmuddelwetter". Es beschreibt einen grauen, regnerischen und ungemütlichen Tag. Anstatt sich darüber zu ärgern, sehen viele es als eine Gelegenheit. Das Schmuddelwetter ist das perfekte Signal, um das Tempo zu drosseln, sich nach drinnen zurückzuziehen und eine Atmosphäre von Wärme und Behaglichkeit zu schaffen. Es ist eine kulturelle Akzeptanz, dass nicht jeder Tag sonnig sein kann und dass auch in den grauen Tagen eine besondere Schönheit und ein besonderer Komfort zu finden sind.
Der Herbstregen markiert einen Übergang von den gemeinschaftlichen, nach außen gerichteten Aktivitäten des Sommers zu den intimeren Freuden des Zuhauses. Es ist die Jahreszeit, um:
Die Wertschätzung für den Herbstregen ist auch in einer tiefen Verbindung zur Natur verwurzelt. Der Regen ist nicht nur nass, er ist nährend. Er tränkt die Erde, füllt die Flüsse und bereitet die Landschaft auf den kommenden Winter vor. Er wäscht den Staub des Sommers weg und bringt die leuchtenden Herbstfarben von Rot, Orange und Gelb noch intensiver zum Vorschein. Dieser natürliche Zyklus von Aktivität und Ruhe wird im Wechsel der Jahreszeiten widergespiegelt und als wesentlicher Bestandteil des Lebens angesehen.
Die deutsche Wertschätzung für den Herbstregen ist also eine Lektion darin, Freude in allen Bedingungen zu finden. Es geht darum, das Beste aus dem zu machen, was man hat, Trost in der Einfachheit zu finden und zu verstehen, dass es nach einer Zeit der Ruhe und Einkehr immer wieder einen neuen Frühling geben wird.