Es ist ein Szenario, das jeder Autofahrer in Deutschland fürchtet: Ein eiskalter Wintermorgen, Sie sind spät dran, drehen den Zündschlüssel und hören nur ein müdes „Klick-klick-klick“ oder ein leises Würgen des Anlassers. Die Autobatterie ist leer. Laut dem ADAC ist eine schwache Batterie die Pannenursache Nummer eins im Winter. Aber warum ist das so? Warum versagt die Batterie ausgerechnet dann, wenn wir am dringendsten auf sie angewiesen sind?
Die Antwort ist eine faszinierende Mischung aus Chemie, Physik und unseren eigenen Fahrgewohnheiten. Entgegen der landläufigen Meinung ist nicht der Winter der Mörder Ihrer Batterie – er ist nur der Vollstrecker. Die wahre Ursache liegt oft im Sommer. Dieser Leitfaden erklärt die Zusammenhänge einfach und verständlich und gibt Ihnen die besten Tipps, um nie wieder in der Kälte stehen zu bleiben.
Eine herkömmliche Blei-Säure-Batterie ist im Grunde ein kleines Chemiekraftwerk. Sie erzeugt Strom durch eine chemische Reaktion zwischen Bleiplatten und Schwefelsäure. Und wie bei fast jeder chemischen Reaktion gilt: Kälte verlangsamt alles.
Stellen Sie sich die Elektronen in Ihrer Batterie wie Arbeiter vor, die Energie von A nach B transportieren. Im Sommer, bei warmen Temperaturen, ist der Weg frei und sie können schnell sprinten. Im Winter, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, wird die chemische Flüssigkeit (der Elektrolyt) in der Batterie zähflüssiger – fast wie Honig. Die Arbeiter müssen nun durch diesen zähen Sirup waten. Alles wird langsamer und mühsamer.
Die brutalen Zahlen:
Ihre Batterie hat also genau dann am wenigsten Kraft, wenn das Auto am meisten davon benötigt.
Das Problem wird durch einen zweiten Faktor verschärft: Nicht nur die Batterie wird träge, auch der Motor selbst leistet bei Kälte mehr Widerstand.
Das Motoröl, das im Sommer dünnflüssig ist, wird bei Minusgraden ebenfalls dick und zäh wie Honig. Der Anlasser muss den Motor gegen diesen erhöhten Widerstand durchdrehen. Er benötigt dafür fast die doppelte Kraft im Vergleich zu einem warmen Sommertag.
Jetzt kommt der überraschende Teil: Der Grundstein für das winterliche Versagen wird meistens in der Hitze des Sommers gelegt. Hohe Temperaturen im Motorraum (oft über 80 °C) beschleunigen die chemische Alterung der Batterie dramatisch. Sie fördern die Korrosion der Bleiplatten und führen zur sogenannten „Sulfatierung“. Dabei bilden sich kleine Kristalle auf den Platten, die die Fähigkeit der Batterie, Ladung aufzunehmen und abzugeben, dauerhaft verringern.
Über den Sommer hinweg wird eine alternde Batterie also langsam immer schwächer, ohne dass Sie es merken. An einem warmen Tag hat sie immer noch genug Restleistung, um den leicht drehenden Motor zu starten. Doch dann kommt der erste wirklich kalte Wintermorgen – und dieser letzte Rest an Leistung reicht nicht mehr aus, um den zähen, kalten Motor zu starten. Der Winter hat die Batterie nicht kaputt gemacht; er hat nur ihre bereits vorhandene Schwäche brutal aufgedeckt.
Zusätzlich belasten wir die Batterie im Winter mehr als zu jeder anderen Jahreszeit:
Die Batterie befindet sich also in einem ständigen Energiedefizit. Sie wird bei jeder Fahrt ein bisschen leerer, bis sie eines Morgens den Dienst quittiert.
Mit ein wenig Voraussicht können Sie eine Panne fast sicher vermeiden.
Eine leere Batterie im Winter ist kein Schicksal, sondern meist das Ergebnis von Alterung im Sommer und Belastung im Winter. Der Schlüssel zur Vermeidung von Pannen ist Prävention. Ein einfacher Batterietest im Herbst und ein bewusstes Fahr- und Ladeverhalten im Winter sind die beste Versicherung gegen den gefürchteten „Klick“ am Morgen. So starten Sie nicht nur Ihr Auto, sondern auch Ihren Tag – stressfrei und zuverlässig.